
Ich spreche wirklich kein Französisch
Je ne parle pas français - Sprichst du wirklich kein Französisch? Namika: Ich hatte Französisch in der Schule und ich mag die Sprache eigentlich gerne. Zu dem Lied und der Textzeile gibt es aber eine ganz süße Geschichte. In Marokko ist die erste Fremdsprache, die man lernt Französisch, weil es eine französische Kolonie war. Im Urlaub am Strand kam dann ein recht attraktiver Junge auf mich zu und hat mich auf Französisch angesprochen. Ich musste ihm dann irgendwann klar machen, dass ich die Sprache nicht spreche, wollte ihm aber noch weiter zuhören. Also dachte ich: Je ne parle pas francais, aber bitte red weiter.Wie alt warst du da und wie wurde daraus ein Lied? Namika: Ich war 16 Jahre alt, also das ist schon gut 10 Jahre her. Die Zeile habe ich auf einen kleinen Zettel geschrieben und in mein Notizbuch geheftet. Ich bin eigentlich kein geordneter Mensch und diese Notizen sind auch wirr notiert, ohne Datum oder System. Für das zweite Album bin ich sie nochmal durchgegangen und die hat direkt etwas in mir ausgelöst. Gibt es Songs auf “Que Walou” die besonders persönlich sind?Namika: Ich bin eine von 80 Millionen. Wir erleben alle ähnliche Dinge, auch wenn wir natürlich nicht gleich sind. Persönlicher wird es, wenn es um Erfahrungen geht, die nicht jeder gemacht hat. Ich bin ohne Vater aufgewachsen. Der Song “Ahmed 1960-2002” handelt von meinem Vater. Ich habe ihn nie kennen gelernt und meine Mutter gefragt, wer er ist und was passiert ist. Die komplette Geschichte findet sich in diesem Song wieder. Ich hatte jahrelang das Gefühl, dass mir eine Seite fehlt. Diese Seite wollte ich füllen, mit etwas, dass mir einen inneren Seelenfrieden und Klarheit gibt.Namika ist im Deutschrap Zuhause
War es für dich schwierig, im Deutschrap Fuß zu fassen? Namika: Ich habe mich immer sehr willkommen gefühlt und das ist ja auch mein Zuhause. Da kann mir auch niemand etwas anderes erzählen, auch wenn er schon länger im Geschäft ist. Ich habe auch Respekt von Rappern genossen, die vielleicht eher für anderes bekannt sind.Dein Lied “Hände” wird durch Farid Bang gefeatured. Manche Aussagen von ihm sind umstritten, speziell auch frauenfeindliche Passagen. Wie ist dein Draht zu ihm? Namika: Wir haben uns für den Song öfter getroffen und über Gott und die Welt geredet. Auch über unsere Wertesysteme und moralischen Vorstellungen. Man darf nicht vergessen, dass viele Punch-Lines und frauenfeindlichen Aussagen im Rahmen von Battle-Rap stattfinden. Man disst sich gegenseitig und es ist sehr schwarzer Humor. Farid Bang und Kollegah sind da momentan die Größten. Beim Echo war es leider Provokation ohne Haltung. Die mediale Ohrfeige haben sich die beiden dafür auch verdient. Was ich noch sagen möchte: [pullquote]Farid hat sich auf meine Musik komplett eingelassen.[/pullquote] Das finde ich beeindruckend. Er ist ist mit starken Frauen aufgewachsen, auch ohne Vater. Seine Tante, seine Mutter, seine Oma sind für ihn sehr wichtig. Er würde niemals rausgehen auf der Straße und eine Frau doof anmachen. Wäre Battle-Rap etwas für dich? Namika: Überhaupt nicht. Ich bin Singer-Songwriterin und möchte gerne Liebe versprühen. Mit Hass kann ich einfach schwer umgehen und in Songs sowieso nicht.Erfolg ist wie eine Fahrt im Rollercoaster
Was hat der Durchbruch mit Lieblingsmensch für dich verändert?Namika: Das hat sich alles über eine mittelfristige Zeit entwickelt. Der Song kam raus und die Menschen haben erst mal positiv darauf reagiert. Dann wurde der Song immer erfolgreicher und ich konnte es kaum fassen. Dann ging um ehrlich zu sein das Chaos los. Aber total positiv, so wie eine Fahrt im Rollercoaster. Ich habe zwei Jahre Touren gespielt und dachte mir irgendwann: Ok, schön, danke, hat Spaß gemacht! Jetzt müssen aber mal neue Songs her. Ist Chaos für dich positiv?Namika: Ich bin generell kein großes Fan von Überraschungen. Auch bei Geburtstagen mag ich es nicht so gerne und denke immer: “Sag mir einfach, was du vorhast und ich kann mich darauf freuen.” Bei Musik kann man das aber nie vorhersehen. Ich wurde ins kalte Wasser geworfen und musste direkt schwimmen lernen. Als ich dann meine Position erkannt habe, wurde es leichter für mich. Wann war für dich klar, was du aus deinem Leben machen möchtest? Namika: Das wusste ich schon mit 13 oder 14 Jahren. Mit 18 habe ich mein erster Mixtape gemacht und zwei Jahre später habe ich den Vertrag für mein jetziges Label bekommen. Man sollte seine Träume verfolgen und seinen Plan. Heutzutage hat man eine riesige Auswahl. Ich kann verstehen, wenn man sich da nicht direkt zurechtfindet. Ich hatte Glück, dass ich es in mir gefühlt habe und ich möchte allen mitgeben: [pullquote]Glaubt an euch und euren Plan.[/pullquote][yaez-box]Schon gewusst? Facts über Namika
- Name: Hanan Hamdi
- Künstlername: Namika bedeutet "Die Schreiberin"
- Geburtstag: 7. September 1991 (momentan 26 Jahre)
- Früher machte die Sängerin als "Hän Violett" Musik
- wurde in Deutschland geboren, ihre Großeltern kommen aus der marokkanischen Küstenstadt Nador
- lebt in Frankfurt